„Diese beiden Tage waren enorm inspirierend und es war ein Austausch auf Augenhöhe mit allen Teilnehmer*innen“, zeigte sich ASVÖ-NÖ-Vizepräsidentin Anna Haindl nach der Gender-Enquete des ASVÖ beeindruckt. Im Mittelpunkt stand der Vortrag von Edith Zuschmann von 261 fearless.
Zuschmann hob hervor, in wie viele Rollen Frauen eigentlich schlüpfen müssen. Hier müssen die Grenzen klar kommuniziert werden, um nicht an den vielen Aufgaben zu zerbrechen. „Mit Jerry Jarvis und Lisa Kremling wurde dann darüber gesprochen, wie wichtig das Gendern ist und welche Wirkung das Gendern in den Köpfen der Zuhörer*innen hat. Beispielsweise wurde nie gelehrt, dass Frauen eigentlich die Erfinder von wichtigen Techniken wie etwa Bluetooth, Computersprachen und Computerprogrammierung sind“, sagt Haindl.
In den 5.438 Sportvereinen des ASVÖ sind derzeit knapp 33% der Mitglieder weiblich. Auf Ebene der Leitungsgremien im Bundesverband und den Landesverbänden beträgt der Frauenanteil rund 18%. „Sport ist nach wie vor männlich geprägt. Dies veranschaulicht beispielsweise die Zusammensetzung der Gremien von österreichischen Sportverbänden und -vereinen“, wissen Silvia Jury und Katharina Frisch, Genderbeauftragte und Projektkoordinatorinnen im ASVÖ.
Gerade in der Führungsebene stellen sich noch immer zahlreiche Hindernisse in den Weg, die es Frauen erschweren, sich im Sport zu engagieren. Vor allem im ehrenamtlichen Bereich.
Zum einen führt der oftmals schwierige Balanceakt zwischen Familie, Beruf und Ehrenamt dazu, dass sich Frauen den Weg in die sportliche Führungsebene nicht zutrauen. Zum anderen befürchten sie oftmals als „Quotenfrauen“ betrachtet zu werden, die eine Funktion nur aufgrund einer Quotenregelung erhalten zu haben.
Im Fokus des ASVÖ: Chancengleichheit auf allen Ebenen
Umso erfreulicher ist, dass seit den letzten Jahren laufend positive Fortschritte in diesem Bereich erzielt werden. So macht sich ASVÖ-Präsident Christian Purrer dafür stark, den Frauenanteil in den österreichischen Sportvereinen deutlich zu erhöhen.
Konkrete Schritte sind beispielsweise weibliche Best-Practice-Beispiele, die als Vorbilder herangezogen werden. Mit den erfolgreichen Frauen im Sportbetrieb will der ASVÖ für das Thema Chancengleichheit sensibilisieren. Und weibliche Leistung sichtbar machen.
Weiters erarbeiteten die Teilnehmerinnen an der Gender Equality Enquete, an der ASVÖ-Multiplikator*innen aus ganz Österreich teilnahmen, greifbare Ziele für das laufende Jahr. Dabei waren die Aufgabenstellungen klar definiert:
- Vorbilder schaffen: ASVÖ-Frauen im Sport und beispielsweise in ihrer Funktionärstätigkeit ins Rampenlicht rücken,
- im Rahmen von Vorträgen und Veranstaltungen zu diesem Thema sensibilisieren,
- ASVÖ-Mitgliedsvereine auf Ebene der Gremien in diesem Bereich unterstützen und
- das ASVÖ-Netzwerk ausbauen und stärken
Im Mittelpunkt der Enquete stand die Schulung der Diversity Beauftragten. Neue Denkanstöße lieferte der Vortrag von Mag.a Edith Zuschmann, Präsidentin des Vereins 261-fearless, zum Thema Frauen und Chancengerechtigkeit im Sport.
Der ASVÖ bietet zudem mit Fit für die Zukunft Programme zur Vereinsentwicklung an. Dabei wird Vereinen die Möglichkeit geboten, sich individuell zu Diversität und Chancengleichheit unterstützen beziehungsweise coachen zu lassen.
Neu ist außerdem das Projekt ASVÖ – aktiv. feminin. vernetzt. Ziel des Programms ist es, den Prozentsatz von Frauen in den Vereinsvorständen zu heben. Auf den Seiten der Landesverbände Steiermark und Burgenland wird das Konzept beschrieben.
Nicht zuletzt dient die Kooperation mit dem ASVÖ-Partner 100% Sport als wertvoller Anstoß, um folgende Schwerpunkte voranzutreiben:
- ausgewogene Besetzung der Sportgremien
- ausgewogenes Verhältnis von Trainerinnen und Trainern im Sport
- Stereotypenbildung im Sport und die Rolle der Medien
- Prävention sexualisierter Gewalt
Schritt für Schritt zur Gender Equality
Damit die Entwicklung in Sachen Gleichberechtigung weiter voranschreitet, ist es notwendig, an verschiedenen Schrauben zu drehen: Einerseits ist Netzwerken unerlässlich, um auf einen Pool an Erfahrungen und Unterstützung zurückgreifen zu können. Das heißt, sich mit Frauen jeden Alters, unabhängig von Herkunft oder Religion, Kultur oder einer Behinderung zu verbinden.
Eine nachhaltige Maßnahme ist lebensbegleitende Weiterbildung. Lernbereitschaft und das Investieren in sich selbst sollten unerlässliche Bausteine in Sachen Chancengleichheit sein. Darüber hinaus sind persönliche Eigenschaften gefragt wie Mut, Selbstvertrauen, Neugierde und Flexibilität. „Letztendlich müssen wir die Arbeit der Frauen sichtbarer machen und die Wertschätzung erhöhen. Denn es wäre ein Unsinn, das Potenzial gut ausgebildeter Frauen nicht zu nutzen“, fassen die Projektkoordinatorinnen zusammen.